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Risiko

Unsere Gesellschaft scheut immer mehr das Risiko. Ich habe eine Ausbildung als Fachkraft für Arbeitssicherheit gemacht, daher wird dies für mich vor allem an den Statistiken und Gesetzen zur Arbeitssicherheit deutlich. 2013 gab es ca. 22,5 meldepflichtige Arbeitsunfälle pro 1000 Vollzeitbeschäftigten in Deutschland, 20 Jahre früher waren es noch über 50. Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle sank im gleichen Zeitraum von über 1500 auf 455 (dguv.de-Zahlen). Dies ist ein Riesenerfolg für das Management von Risiken.

Gleichzeitig haben wir eine extrem verzerrte Risikowahrnehmung. Viele Menschen haben Angst vor dem Fliegen - über jeden Absturz eines Flugzeugs wird ausführlich medial berichtet. Es gibt andererseits immer noch Menschen, die Rauchen - und in Deutschland sterben jedes Jahr ca. 140 Tausend Menschen an den Folgen. Das ist so, als würde jeden Tag ein vollbesetzter Jumbo-Jet mit 380 Menschen an Bord abstürzen. Würden beide Risiken gleich wahrgenommen, dann sähe die Berichterstattung sicher anders aus.

2013 starben in Deutschland 543 Menschen als Motorradfahrer, aber auch 1172 Personen - mehr als doppelt so viele - bei Stürzen von Treppen oder Stufen. Was ist also gefährlicher, Treppensteigen oder Motorradfahren?

Das Statistische Bundesamt ist eine reiche Quelle für objektive Daten abseits der Tagespresse.

Sehr spannend ist auch das Konzept für ein akzeptables Risiko - unter dem Namen "Minimale endogene Mortalität" bekommt man den Hinweis, dass das Sterberisiko eines Jugendlichen in Europa (0,0002 Todesfälle pro Person und Jahr) hier die Norm ist. 1/20 dieses Sterberisikos ist akzeptiert - also eine Chance von 1 zu 1 Million, dieses Jahr zu sterben.